Madeira

12. Dezember 2010

Um 10:20 Uhr fand die vorge­schriebene Seenot­ret­tungs­übung statt. Nach dem Schnee­wittchen-Alarm – sie­ben kurze und ein langer Ton – stürmten 2176 Passagiere in Rettungs­westen zu ihren Muster­stationen. Seltsamerweise lag die unsere, wie schon auf unserer Karibik-Reise mit der AIDA, auf der unserer Kabine gegenüberliegenden Seite des Schiffes, so dass wir uns im Treppenhaus durch die Menschenmassen wühlen mussten. Zumindest waren wir diesmal aber schlauer, nicht sofort nach dem Alarm loszustürmen, denn die Ersten auf der Musterstation werden von den nachfolgenden Passagieren, die sich vorne einreihen, an die Wand gedrückt.

Canyoning auf Madeira

Inés hatte den Wunsch eine Canyoning-Tour zu machen. Zufällig hatte ich bei meinen Recherchen im Internet einen der Guides angeschrieben, der auch die Tour führt, die von AIDA angeboten wird. Wir konnten ihn überreden, für uns eine private Tour am Sonntag zu machen. Der offizielle AIDA-Ausflug fand am Montag statt, da wollten wir aber die Stadt Funchal anschauen. Pünktlich um 13 Uhr erwartete er uns mit seinem knallroten Landrover am Hafenausgang.
Wir fuhren etwa 45 Minuten in die Berge Richtung Monte zu einer kleinen (geschlossenen) Bar, in der wir uns umziehen konnten. Wir bekamen einen Neoprenanzug, Klettergurt und Neoprensocken. Über letztere waren wir besonders froh, denn sie hielten die Füße zwar nicht komplett trocken, aber trotzdem warm. Darüber zogen wir unsere eigenen Schuhe an, die patschnass wurden. Für die Rückfahrt hatten wir deshalb ein weiteres Paar Schuhe mitgenommen.

An der Bar warteten zwei weitere Personen, die mit uns zum Ausgangspunkt der Tour fuhren: Einer hatte die Aufgabe, das Auto zurückzufahren und ein weiterer begleitete uns, half unserem Guide und machte Fotos. Wir fuhren zu einer kleinen Hoch­ebene. Von dort aus ging es zu Fuß zunächst durchs Gebüsch und anschließend durch einen gespenstisch wirkenden, abgebrannten Wald. Nachdem im Februar 2010 heftige Regenfälle über Madeira niedergegangen waren, die Über­schwem­mungen und Erdrutsche auslösten, tobten im außergewöhnlich trockenen August auch noch Waldbrände auf der Insel. Die Folgen werden leider sicher noch länger zu sehen sein.

Wir erreichten den Bach, durch den unsere Canyoning-Tour gehen sollte. Unser Guide forderte uns auf, ein gemütliches Bad zu nehmen, damit wir uns an die Temperatur des Wassers gewöhnen konnten. Der Neoprenanzug hielt uns wunderbar warm, aber nur solange das eiskalte Wasser nicht eindrang. Das tat es allerdings zwangsläufig irgendwann und es war besser, sich langsam daran anzupassen, anstatt plötzlich beim Sprung in einen Pool. Während wir planschten bereitete unser Guide und sein Helfer alles für das erste Abseilen durch einen Wasserfall vor. Dies war noch eine relativ leichte Übung, man konnte sich problemlos am Wasserfall vorbeimogeln.
Der nächste Wasserfall war schon anspruchvoller, denn an seinem Ende mussten wir gezwungenermaßen durch die herab­stürzenden Fluten. Nur nicht nach oben schauen, damit kein Wasser in die Augen kommt, wurde uns geraten. Zudem konnten wir uns unten im Pool nicht sofort von dem Sicherungsgerät lösen, da das Wasser zu tief war, um zu stehen. Der Rat, einfach das Sicherungsseil loszulassen und wegzuschwimmen, kam mir recht seltsam vor, aber so machte ich es. Während ich Richtung Ufer schwamm zog unser Guide das Seil schon wieder ein und ich musste es nichtmal ausfädeln.

An zwei Stellen war das Wasser tief genug, um hineinspringen zu können. Dankenswerterweise nie von einer größeren Höhe als 2-3 m, so dass dies auch mit meiner Höhenangst kein Problem war. Jedesmal drang ein kräftiger Schwall kaltes Wasser in den Neoprenanzug. Anschließend erwärmte er sich aber schnell wieder, nur die Hände blieben kalt. Handschuhe und Seile passen leider nicht zusammen.

Der weitere Verlauf des Flusses war tief in die umgebenden Felsen eingeschnitten. Kurz vor dem Ende einer Rinne, durch die wir uns abseilten, gab es eine Überraschung für mich – um die Spannung für nachfolgende Gruppen zu erhalten verrate ich nichts.

Zum Schluss unserer Tour gab es noch eine weitere Überraschung: Wir mussten eine Schlucht mit einem Flying Fox überqueren. Das ist letztendlich nur ein Stahlseil, dass zwischen zwei Bäumen gespannt ist und an dem man mit einer Rolle entlanggleitet. Wir hatten ähnliches schon während unserer letzten AIDA-Tour in Costa Rica gemacht. Dort konnten wir uns aber in unseren Klettergurt setzen und waren doppelt gesichert. Hier mussten wir mit den Händen in eine Schlinge gleifen und uns so selber halten. Als Sicherung diente nur eine Bandschlinge...

Am Ende des Flying Fox hatten wir schon fast wieder die Bar erreicht, in der wir uns umgezogen hatten. Bei einem Gläschen Madeira-Wein ließen wir die Tour ausklingen.

Reisetipps

Die AIDAblu legte auf unserer Kanarenreise Sonntags in Funchal an. An diesem Tag haben aber viele Geschäfte und der Markt geschlossen. Einen Ausflug in die Stadt sollte man deshalb besser am Montag planen – das Schiff ist ja über Nacht dort.

Canyoning - Unser Guide arbeitet auch für AIDA und führt die Tour, die am Montag angeboten wird – als Subunternehmer eines von AIDA beauftragten lokalen Reisebüros. Am Sonntag konnten wir ihn zu einer außerplanmäßigen Tour überreden. Sie ist günstiger (65 € statt 85 €) und exklusiv, d.h. keine anderen Gäste. Das hat den Vorteil, dass man z.B. an Abseilstellen nicht auf 10-15 weitere Personen warten muss, was bei den Wassertemperaturen eine frostige Angelegenheit ist.
Leider spricht er kein Deutsch, aber sehr gutes Englisch und er nimmt sich Zeit, unklare Dinge nochmals in anderen Worten zu erklären.
Seine Kontaktdaten möchte ich hier nicht veröffentlichen, damit er keinen Ärger durch diesen privaten Zusatzverdienst bekommt. Schreibt mir eine Email! (Adresse siehe Impressum.)