Gamsängersteig

14. Juli 2007

A climber's day always starts at the crux: Getting out of bed. - unbekannt

Letzte Woche hatte ich mir endlich ein Klettersteigset zugelegt. Unbedingt wollte ich damit dieses Wochenende gleich in die Berge, aber wie sooft nach einer netten Party am Abend zuvor konnte ich mich erst gegen Mittag aus dem Bett quälen. Eigentlich sowieso schon zu spät für eine Bergtour, dachte ich. Aber mit schwindender Müdigkeit stieg die Motivation, am heutigen Tag doch noch etwas zu unternehmen. Ich hatte noch nichts vorbereitet und so wurde es nach 14 Uhr, als ich endlich von München aus starten konnte. Ich wollte die Ellmauer Halt, den höchsten Gipfel des Wilden Kaisers besteigen. Nach 1¾ Stunden Fahrzeit war ich am Parkplatz der Wochenbrunneralm. Die Maut-/Parkplatzgebühr wurde schon gar nicht mehr kassiert, um diese Uhrzeit rechnete man wohl nicht mehr damit, dass hier noch jemand länger bleiben würde.

Vom Parkplatz aus ging es zunächst auf einem Waldweg bis zur Gruttenhütte, die sich knapp oberhalb der Baumgrenze befindet. Von dort aus noch einen guten Kilometer über ein Geröllfeld. Nachdem es jetzt schon kurz vor 6 Uhr abends war, plagten mich ernsthafte Zweifel, ob es noch ratsam wäre, in den Klettersteig einzusteigen. Seit der Gruttenhütte war ich schon niemandem mehr begegnet. Kurz vor dem Beginn des Steigs traf ich eine junge Dame, die die ernsthafte Ambition hatte, heute noch nach Kufstein zu laufen und von dort aus den Zug nach München zu nehmen. Sie hatte aber leichte Probleme, ihre Wanderkarte zu lesen. Wirklich weiterhelfen konnte ich allerdings auch nicht. Das schöne an dieser Begegnung war, dass sie mich ermutigte, den Klettersteig noch zu gehen, denn schließlich ging die Sonne um diese Jahreszeit erst um 21:30 Uhr unter, ich hatte also noch mehr als 3½ Stunden Zeit. Ich gab ihr noch meine Handynummer, mit dem Angebot, sie im Auto mitzunehmen, wenn kein früherer Zug fahren sollte. Leider habe ich nichts mehr von ihr gehört.

Der Klettersteig ist einfach (max. B) und nicht besonders lang, so stand ich gegen 19:30 Uhr kurz unterhalb des Gipfels. Dort steht schon seit 1891 die kleine Baben­stuber­hütte, die als Notunterkunft dient. Ich besichtigte sie kurz und ging dann die letzen Meter bis zum Gipfel. Dort war ich ganz alleine, obwohl es heißt, dass es hier an schönen Tagen wie heute sehr zugeht. Aber der normale Bergsteiger ist schon verunsichert, wenn er sich nicht um 17 Uhr in der Hütte oder am Parkplatz befindet...

Es war noch ausreichend hell, als ich über den Klettersteig wieder abstieg. Auch das Geröllfeld war noch unproblematisch, aber als ich nach der Gruttenhütte auf den Waldweg einbog, war es doch schon recht dunkel. Ich hatte keine Stirnlampe dabei, eine solche musste dringend auf meine Ausrüstungsliste. Am aufgezeichneten Track meines GPS-Gerätes hangelte ich mich durch die Dunkelheit. Die Displaybeleuchtung spendete ein bisschen Licht, trotzdem stolperte ich über jeden zweiten Stein. Total fertig und dehydriert (ich hatte dämlicherweise nur 1 l Wasser dabei) erreichte ich um 22:20 Uhr den Parkplatz.

Den GPS-Track der Tour könnt ihr mit einem Klick auf die Kugel herunterladen und mit Google Earth betrachten. Wenn ihr ein GPX-File für ein Navigationsgerät braucht, schreibt mir eine kurze Email.

Kurzinfo Gamsängersteig
Bewertung Schöner Steig mit fantastischer Aussicht auf das Kaisergebirge.
Schwierigkeit B, dazwischen ungesicherte Kletterstellen im I. Grad UIAA.
Zeit Wochenbrunneralm bis Gruttenhütte: 1¼ h,
Zustieg: ¾ h,
Klettersteig: 1½ h Aufstieg, 1¼ h Abstieg,
Rückweg (gesamt): 1½ h.
Karte
von OpenStreetMap

Informationen / Links

Wochenbrunneralm - Mautstraße mit Parkplatz am Ende. 4 €.

Gruttenhütte - Sehr schön gelegen, mit Übernachtungsmöglichkeit.

Der Kaiserschützensteig - ist eine wesentlich schwierigere und längere Alternativroute.