Müllinsel

30. Mai 2011

Die Doppelinseln Pulau Seri Buat und Pulau Sembaling waren mein Traum gewesen: Unbewohnt, durchschnitten von einem korallenbewachsenen Kanal, ein Mangrovenfluss und etliche weiße Strände vervollständigten mein Bild dieser Insel, auf der ich viele Tage verbringen wollte. Lagerfeuer am Strand, Schnorcheln in kristallklarem Wasser, so hatte ich mir das vorgestellt.
Als wir ankamen war die Enttäuschung schonmal groß, denn vier weitere Schiffe lagen an dem von mir angedachten Ankerplatz. Der Italien- oder Kroatien-Segler, der mit 20 anderen Schiffen in der Ankerbucht liegen muss, mag dies sicherlich belächeln, trotzdem empfanden wir es als ganz schön voll hier. Wir fuhren auf die westliche Seite des Kanals, mussten aber leider feststellen, dass die Bucht hier völlig vermüllt war. Kunststoffe aller Art sind auf den Weltmeeren ein enormes Problem: Schmeißt man sie ins Wasser verrotten sie nicht und werden irgendwann an Land geschwemmt. Wenn das vor einem Hotel oder Resort geschieht, dann räumt jemand diesem Müll normalerweise in der Früh weg und der gemeine Tourist sieht das Problem nicht. Hier gab es aber niemanden, der dies tat, dementsprechend übel schaute es aus.

Wir beschlossen, in einer Bucht im Norden der östlichen Insel zu ankern. Es ist war erste Mal, dass wir den Anker warfen und wir trauten uns nicht, wirklich weit in die Bucht hineinzufahren. Bis der Anker dann endlich hielt, waren wir schon wieder fast auf dem offenen Meer. Aber zumindest hielt er jetzt perfekt. Einen weiteren Versuch wagten wir nicht.

Auch hier gab es viel Müll. Trotzdem stellten wir zwei Expeditionsteams zusammen: Inés und Steffen setzten wir in an Land ab, Alex, Aline und ich erkundeten den Kanal mit dem Dinghy. Konrad passte auf Hugo auf. Die zwei an Land zu bringen erwies sich als unerwartet schwierig: Wir dachten, wir könnten einfach an den Strand fahren, aber das Wasser war hier viel zu flach und überall gab es Steine unter Wasser. Wir versuchten es etwas weiter draußen, dort, wo die Felsen steiler ins Meer abfielen. Wir hatten zwar keine Probleme, nah ans Ufer zu kommen – das Wasser war tief genug – allerdings waren die Felsen extrem scharfkantig und wir befürchteten, unser Dinghy zu beschädigen. Es ging alles gut, mit einigen Mühen konnten wir Inés und Steffen absetzen, ohne Schaden für Mensch oder Boot.

Alex, Aline und ich fuhren weiter Richtung Kanal. Es wurde schnell sehr flach und wir mussten darauf achten, nicht auf einen Felsen aufzulaufen. Wir sahen zwei schöne Strände, hatten aber keine Chance, dort gefahrlos an Land zu gehen. Jetzt, wo es noch hell war, hätten wir das Dinghy vielleicht ohne Schaden an Land bringen können. Aber wir wollten eigentlich erkunden, wo wir später am Abend ein Lagerfeuer machen könnten. In der Dunkelheit von diesen Stränden wieder wegzukommen schien völlig unmöglich. Ich prüfte noch kurz, ob sich ein Schnorchelausflug morgen lohnen würde. Nicht wirklich, im Kanal waren vor allem Felsen, kaum Korallen und wenige Fische.
Auf dem Rückweg sammelten wir unseren Landerkundungstrupp wieder auf, was ebenso spannend wie die Landung war, aber ebenfalls gut ging.

Aus Südosten kam eine Dünung, die zwar eigentlich nicht stark war, aber der Wind aus dem Kanal zwischen den beiden Inseln ließ Hugo genau so liegen, dass sie uns querab erwischte. Von vorne hätte der Bug den Wellen wenig Angriffsfläche geboten, aber von der Seite brachten sie unser Boot mächtig in Bewegung. Die Nacht war unruhig. Wobei das noch ziemlich untertrieben ist. Hugo rollte wie verrückt von einer Seite auf die andere. Wir lernten, was an Bord wir entklappern mussten: Die Gläser im Schrank wurden mit Handtüchern umfüttert, Dosen verkeilt, das Ende der Ankerkette im Kettenkasten mit einem Seil von der Wand ferngehalten, und so weiter. Schwierigster Punkt war die Bilge, denn hier sammelten sich ständig größere Mengen Wasser, deren Herkunft wir uns nicht erklären konnten. Sébastien hatte bei der Einweisung zwar schon gesagt, dass durch das Kondenswasser des Kühlschranks durchaus ein paar Liter zusammenkommen könnten, aber solche eine Menge ließ sich dadurch nicht erklären. Und dieses Wasser schwappte allnächtlich von einer Seite des Schiffes auf die andere. Nachdem wir die Bilge auch dafür nutzten, unseren Plastikmüll zu lagern, schepperten jedes Mal Gefühlte 2000 Wasserflaschen gegen die Bordwand.

Ich schlief sowieso nur leicht, denn es war unsere erste Nacht unter Anker. Ich wachte immer wieder auf und schaute auf das GPS. Hatte sich unsere Position verändert? Ein paar Meter wären kein Problem gewesen, das Schiff drehte sich je nach Windrichtung um den Anker. Zumindest in dieser Nacht wäre aber auch ein ausbrechender Anker keine Katastrophe gewesen, der Wind hätte uns lediglich aufs Meer hinausgetrieben und keinesfalls auf die Insel.

Reisetipps

Die Doppelinsel Pulau Seri Buat ist leider sehr vermüllt. Der Kanal zwischen den Inseln ist sehr flach, mit einer Segelyacht kann man hier keinesfalls durchfahren. Selbst mit dem Dinghy würde ich nur bei Flut hineinfahren. Die Unterwasserwelt sah nicht so wirklich toll aus, wobei ich nur zwei Stichproben gemacht habe.

Haare waschen - ist auch in Salzwasser möglich, man benötigt nur etwas mehr Shampoo. Die Kosten für ein spezielles Salzwassershampoo kann man sich problemlos sparen.