Ankerprobleme

1. - 2. Juni 2011

Windrichtung: 1. Die Richtung, aus der der Wind kommt, 2. die Richtung, in der das Ziel liegt.

Schon auf dem weg nach Pulau Rawa hatten wir unsere nächste Traum-Ankerbucht entdeckt. Die Bucht im Nordwesten der Insel Pulau Mensirip schien ideal. Die Insel würde uns vor dem Schwell schützen, der in den letzten Nächten immer aus südöstlichen Richtungen gekommen war. Wir fuhren ein paar Kreise, um die Tiefen zu klären. Meistens waren es um die 10 m. Etwa 50 m vor der Insel gab es eine Riffkannte, dahinter waren es laut unserem Echolot noch 4-5 m, aber auch das wäre noch genug Wasser unter dem Kiel gewesen.

Der Anker fiel auf 10 m Wassertiefe. Zunächst schien er zu halten, aber als ich rückwärts Gas gab, um zu testen, ob er hielt, slippte er über den Grund. Zefix. Also wieder hoch mit ihm und einen neuen Versuch starten. Als wir die Ankerkette fast ganz eingeholt hatten, ging plötzlich nichts mehr. Wir konnten die Ankerwinsch quälen so viel wir wollten, auf einmal hielt der Anker bombenfest. Eigentlich hätten wir froh sein können über einen derartig fest sitzenden Anker. Inzwischen waren wir aber viel zu nah an an der Riffkante. Ansich noch kein Problem, denn auch Richtung Ufer hatte es, wie oben erwähnt, noch gut 4 m Tiefe. Zu unserem Entsetzen entdeckten wir aber mehrere Korallenblöcke nicht weit von uns entfernt, die gefährlich nah an die Oberfläche ragten. Aline sprang mit Schnorchelausrüstung ins Wasser um ihre Tiefe zu prüfen. Viel zu wenig für uns!

Ein weiteres Problem hatten wir: Der Anker klemmte offensichtlich unter einem Stein oder Korallenblock. Normalerweise soll sich ein Anker im Sand oder Schlamm eingraben, dann hält er in jede Richtung. Wenn er aber irgendwo verklemmt ist und der Wind dreht, dann löst er sich unter Umständen plötzlich. Und das ist das Unangenehmste, was einem Segler nachts um 3 Uhr passieren kann. Wir mussten den Anker hochbringen und irgendwo ordentlich setzen. Nach endlosen Versuchen löste er sich endlich. Ich wusste zwar nicht wie wir das geschafft hatten, aber Hauptsache rauf mit dem Ding und weg aus dieser verfluchten Bucht.

Wir fuhren auf die andere Seite der Insel. Hier waren wir zwar dem Schwell schutzlos ausgeliefert, aber wir lagen so, dass uns der Wind von der Insel weggetrieben hätte, wenn der Anker nicht halten würde. Wir ankerten problemlos auf 20 m Tiefe.

Inzwischen war es reichlich spät. Trotzdem wollten wir uns unser geplantes Lagerfeuer nicht verderben lassen. Alex und ich fuhren mit dem Dinghy vor, um schonmal Holz zu suchen. Die anderen bereiteten solange das Essen vor. Wenig später holte ich sie ab, während Alex auf unser inzwischen entfachtes Feuer aufpasste. Nachdem wir gegessen hatten brachen wir recht schnell wieder auf – der Wind hatte deutlich zugenommen und machte unseren Aufenhalt hier ziemlich ungemütlich.

Die Fahrt zurück um das südliche Ende der Insel war nicht wirklich angenehm, denn die Wellen kamen genau von vorne. Damit nicht jede von ihnen in unserem Schlauchboot landete, musste ich sie schräg anfahren. Das aber bedeutete, entweder auf die Felsen zu oder weg von der Insel fahren, keine guten Optionen in der Dunkelheit. Teufel oder Belzebub. Nachdem wir das Kap unbeschadet umrundet hatten, sahen wir endlich Hugos Ankerlicht. Schon von hier aus war zu erkennen, dass er – wie üblich – gewaltig in der Dünung schwankte. Noch etwas anderes jagte uns einen kalten Schauer über den Rücken: Die Insel war hier so schmal, dass wir zu unserem Lagerfeuer-Strand hinübersehen können. Eine Gestalt suchte mit einer Taschenlampe unseren Lagerplatz ab. Offensichtlich waren wir die ganze Zeit nicht alleine gewesen...

The Day After

Nach einer wie üblich unruhigen Nacht wollten wir heute den Strand erkunden, vor dem wir gestern mit unseren Ankerversuchen gescheitert waren. Der Strand war schön, die Sicht unter Wasser aber leider wieder durch die Nähe zum Festland nicht so toll. Ich stieg auf den Hügel in der Mitte der Insel. Hier war alles total zugewachsen, Dschungel rundherum, durch das dichte Laub sah man nur manchmal das türkise Wasser am Strand blitzen.