Der große weiße Ort des trockenen Wassers

28. November 2006

Nach dem Mittagessen ging es weiter Richtung Etosha-Nationalpark, in den mit 22.275 km² zweit­größten Nationalpark Namibias (nach dem Namib-Naukluft Park). Hessen ist ein bisschen kleiner...

Natürlich hofften wir, dort viele Tiere zu sehen, nachdem aber die Regenzeit gerade begonnen hatte, waren die Tiere nicht mehr so sehr auf die großen Wasserlöcher angewiesen, als während der Trockenzeit und verstecken sich mehr in der dichteren Vegetation. Trotzdem wurden wir nicht enttäuscht: Zwar laufen nicht überall riesige Tierherden herum, wie man das aus Gegenden wie der Serengeti in Ostafrika kennt und es liegt auch nicht unter jedem Baum ein Löwe, aber es ist schon erstaunlich, wie viele Springböcke, Kudus, Zebras, Gnus, Elefanten und Giraffen das scheinbar karge Land ernähren kann.

Um die Tiere zu schützen darf man im Park nur maximal 60 km/h schnell fahren und das Auto nicht verlassen. Letzteres hat mich erst sehr enttäuscht, denn ich dachte, dass man mit dem Auto sicher nicht sehr nah an die Tiere herankommt. Aber an Autos und deren Geräusche sind die Tiere gewöhnt, deshalb kann man bis auf 20-30 m an die Wasserlöcher heranfahren ohne sie zu stören. Auch an und auf der Straße sieht man genug Tiere, so dass man garnicht erst aussteigen muss.
Im Nationalpark gibt es drei Campingplätze, die man bis zum Sonnenuntergang erreicht haben muss. Bei jedem befindet ein Wasserloch, so dass man auch zwischen den Gamedrives (Wildbeobachtungsfahrten) und nachts Tiere sehen kann (im Scheinwerferlicht). Während der Regenzeit hält sich aber nur wenig Wild dort auf, es bevorzugt die ruhigeren Wasserlöcher. Etwas Vorsicht ist angebracht, denn zwischen Campingplatz und Wasserloch befindet sich nur eine niedrige Mauer und ein schräger Zaun. Letztes Jahr sind (angeblich) zwei deutsche auf die blöde Idee gekommen, auf den Bänken zu übernachten; die Löwen haben sich über zwei Mitternachts-Snacks gefreut...

Noch eine Bemerkung zu den folgenden Tierfotos: Dank riesiger Teleobjektive bekommt man oft den Eindruck, der Fotograf hätte dem Tier direkt in die Augen geschaut. Auch abends an der Bar wird oft damit angegeben, welche Tiere wer gesehen hat. Ob sie jetzt 3m neben der Straße standen oder mit dem Fernglas oder Teleobjektiv gerade noch erkennbar waren, das wird meist elegant unterschlagen. Auch wir haben am ersten Tag einen Löwen gesehen. Wie ihn Steffi entdecken konnte ist mir allerdings bis heute ein Rätsel, denn mit dem Fernglas war er gerade noch so zu erkennen. Ich würde also nicht behaupten, dass wir wirklich einen Löwen gesehen haben.
Meine Fotos sind mit einem normalen 35mm-Objektiv aufgenommen, wenn ein Tier also fast das ganze Foto ausfüllt, dann durfte es höchstens ein paar Meter weit entfernt stehen. Ich hoffe, dadurch könnt ihr Euch ein bisschen vorstellen, wie Nahe man an die Tiere herankommt (oder auch nicht).