Im Camp

29. November 2006

Gegen Mittag ging es zurück ins Lager. Laut Programm sollten wir am späten Nachmittag noch einen weiteren Gamedrive machen, nachdem wir morgen aber den ganzen Tag zu dem weiter östlich gelegenen Camp fahren, schlug Gordon vor, diesen ausfallen zu lassen (was auch sicher die richtige Entscheidung war). Wir verbrachten also einen gemütlichen Nachmittag im Camp, trockneten und sortierten unsere Ausrüstung, die durch den gestrigen Regen und Sturm arg in Mitleidenschaft gezogen war.

Beim Mittagessen trat der Verteidigungsfall ein. Bis jetzt waren die Nahrungsräuber auf den Campingplätzen recht harmlos – Vögel und Mäuse, einmal Schakale. Die Erdhörnchen hier waren aber extrem unverschämt und gaben uns einen Vorgeschmack auf das Tierleben der zukünftigen Camps. Einen kleinen Skorpion entdeckten wir auch noch und laut Gordons Regel (kleine Scheren und dicker Schwanz sind gefährlich) auch noch einen der nicht harmlos war.

Abends brutzelten wir ein Stirfry (keine Ahnung, wie der Deutsche Ausdruck ist, einfach Fleisch und Gemüse auf einer flachen Pfanne über dem Feuer gebraten). Als besondere Beilage opferten sich hunderte Christmas Beetles, eine Art Maikäfer, die hier um Weihnachten in Massen auftreten und durch das Feuer angelockt wurden. Lekker.

Steffi und ich beschlossen nach dem Abendessen nochmal ans Wasserloch zu schauen. Bis auf ein paar Schakale tat sich nicht viel. Bis halb zwölf warteten wir, es tat sich nichts. Doch dann stand es plötzlich da: Ohne dass wir es gemerkt hatten war ein Nashorn ans Wasserloch gekommen. Völlig krass, wie sich ein Tier von mehr als einer Tonne so leise anschleichen kann. Im gelben Licht der Scheinwerfer wirkte die ganze Szene irgendwie irreal. Nach ein paar Minuten erschien noch ein zweites Nashorn. Beide zogen sich etwas zurück und schnaubten sich an, scharrten mit den Beinen und nach einigen spannenden Sekunden zog sich eines zurück. Einige Minuten später verschwand auch das zweite in der Dunkelheit. (Nein, Beweisfotos gibt es nicht.) Gordon hatte recht gehabt!

In Japan gibt es leider den Glauben, dass das Horn die Potenz steigern würde. Das hat zur gnadenlosen Verfolgung von Nashörnern geführt, weil das Horn dort so wertvoll ist. Es (das Horn) besteht aber nur aus Keratin, dem selben Stoff, aus dem auch unsere Haare und Fingernägel gemacht sind! Also, liebe Asiaten: Öfter mal Nägelkauen würde genauso gut helfen!