Mit dem Boot nach Siem Reap

08. März 2006

Hinweis: Den folgenden Bericht habe ich ursprünglich als Email verfasst!

Hallihallo,

ich bin jetzt schon fast eine Woche wieder in Deutschland... Und erstaunlicherweise ist es garnichtsokalt, wie ich mir das vorgestellt hatte. Wie auch immer, ich war ja mit meinen Reiseberichten noch nichtmal bei der Hälfte angekommen, deshalb schreibe ich auch von hier aus weiter...

Am Mittwoch den 8.3. ging es von Phnom Penh aus nach Siem Reap. Siem Reap ist eine Kleinstadt im Norden Kambodschas. Sie ist der Ausgangspunkt für den Besuch der Tempel von Angkor Wat; dazu mehr in der nächsten Mail. Der Name Siem Reap drückt die Liebe der Khmer (Kambodschaner) zu den Thailändern aus: Er bedeutet soviel wie Ort der Niederlage Thailands ;-).
Es gäbe einen Bus auf dieser Strecke, aber das mit dem Busfahren in Kambodscha reichte mir erstmal. Stattdessen bevorzugte ich das Boot, das den Tonle Sap bis Siem Reap hinauffährt. Der Tonle Sap ist ein Nebenfluss des Mekong, der die erstaunliche Eigenschaft hat, seine Fließrichtung zweimal im Jahr zu ändern. In der Regenzeit im Mai kann das Wasser des Mekong nicht schnell genug abfließen, es wird deshalb bei Phnom Penh in den Tonle Sap gedrückt. Dieser vergrößert dann den gleichnamigen See an seinem Ende. In der Trockenzeit dagegen entleert sich der See über den Tonle Sap in den Mekong. Dies ist momentan der Fall.

Das Boot ist ein Tragflächenboot russischer Bauart, nicht mehr ganz modern, aber für dieses Land eine der bequemeren und vergleichsweise sicheren Arten des Reisens (wo waren eigentlich die Schwimmwesten?). Außerdem hat das Wasser wenige Schlaglöcher und Landminen sind auch selten. Das Boot legt um 7 Uhr in Phnom Penh ab, die Fahrzeit beträgt 4-5 Stunden. Dass ich trotzdem erst gegen 15 Uhr in Siem Reap war, liegt daran, dass 4-5 Stunden für die Thai oder Khmer eben nicht gleich 4-5 westliche Stunden sind, sondern so ca. das 1,5 bis 2-fache :-).

Die Bootsfahrt ist sehr nett, man kann sich entweder im inneren des Bootes Frostbeulen durch die Klimaanlage holen oder auf dem Dach sitzen. Letzteres bietet – mal abgesehen von der wesentlich besseren Aussicht – den Vorteil, dass man sich gleichzeitig durch das Spritzwasser eine Erkältung und durch die Sonne einen Sonnenbrand holen kann. Ersteres blieb mir dank hervorragender Vorbereitung (Regenzeug war am Mann) erspart, letzteres leider nicht (Sonnencreme war im Rucksack, auf dem Photo ist zu sehen, dass da kein herankommen war, denn es ist der gelbe ganz unten und davor haben sie noch zwei Reihen Koffer gestapelt).

Aber die Fahrt hat sich gelohnt! Der Fluss ist einer der fischreichsten der Welt (noch) und dement­sprechend sieht man überall Fischer, denen es offenbar nicht zu blöd wird, jeden morgen den vorbeifahrenden Touris zu winken. Brücken gibt es ab Phnom Penh keine mehr, selbst die Kühe werden auf Fähren transportiert. Drei, vier mal fährt man mitten durch eine Stadt, die entfernteren Häuser sind auf Stelzen gebaut, die vordersten schwimmen.

Nach etwa 2 Stunden treten die Ufer auf beiden Seiten bis hinter den Horizont zurück und der Tonle Sap mündet in den gleichnamigen See. Dieser ist momentan nur 6x so groß wie der Bodensee. In der Regenzeit dehnt er sich auf die 20-fache Fläche des Bodensees aus. Mir reicht die momentane Größe, denn die nächsten 2-3 Stunden war kein Land mehr zu sehen. Dabei ist fester Untergrund garnicht weit entfernt, der See ist nur 2 bis maximal 4 m tief. Deutlich wurde das, als sich ein Seil (oder Netz?) in der Schiffsschraube verfing. Das ansonsten braune Wasser wurde gleich grau durch den aufgewirbelten Schlamm. Völlig irr ist, dass wir auf den 10.000 Quadratkilometern See dann tatsächlich eine Anhalterin aufgesammelten. Ein Fischer hat gewunken, unser Boot ist stehengeblieben und nahm die gute Frau auf, Mann und Sohn blieben zurück... Weiß Gott, wie die wussten, dass wir genau hier vorbeikommen, ohne GPS oder ähnliche Hilfsmittel.

Nach 6 Stunden Fahrt kam endlich Land in Sicht und wir durften die Häuser von Chong Khneas bewundern, die sich allesamt auf dem Wasser befinden. Für das Speedboat ist hier Schluss, der weitere Weg nach Siem Reap ist in der Trockenzeit zu flach. Wir wurden auf Longtailboote umgeladen (wie in Thailand macht es anscheinend auch für die Kambodschaner keinen Unterscheid, ob sie jetzt Reissäcke oder Touris transportieren) und fuhren einen Abwasserkanal – äh... Fluss hoch nach Siem Reap. Die Begrüssung war überwältigend, am Ufer stehen -zig Tuk-Tuk- und Taxifahrer, sowie Schlepper von den diversen Guesthouses. Ich hatte schon von Phnom Penh aus vorbuchen lassen und mein Guesthouse hat einen Fahrer geschickt. Schaut auf dem Photo Begrüssung in Siem Reap (siehe unten!) mal in die obere linke Ecke, ich denke, es sind sämtliche Buchstaben meines Nachnamens vorhanden, wenn auch die Reihenfolge ein bisschen seltsam ist...

Nach Siem Reap sind es noch ungefähr 10 km über eine staubige Piste. Eine richtige Straße würde sich auch nicht lohnen, denn in der Regenzeit dehnt sich der Tonle Sap bis fast an die Stadtgrenze aus. Ich hatte mir ein Guesthouse mit einem amerikanischen Besitzer ausgesucht, der auf seiner Website www.talesofasia.com immer wieder betont, wie sauber sein Haus und die Küche ist. Wer den Zustand meiner Wohnung (und Küche) zu den besten Zeiten kennt, der wird sich wundern, warum ich darauf so großen Wert lege. Aber als jemand, der schon Italien für extrem dreckig und stinkend hält, muss ich mich an Länder der 3. Welt erst gewöhnen. Und es ist einfach schön, nach Hause (ins Hotel) zu kommen und das Gefühl zu haben, man könnte vom Boden essen... Ich kann nach 4 Wochen Thailand immer noch nicht nachvollziehen, wie jemand mit den hygienischen Zuständen kein Problem haben kann, aber völlig hysterisch wird, wenn ein Gekko an der Wand des Hotelzimmers hochläuft. Was im übrigen sehr praktisch ist, weil er die Mücken frisst. Die Gefahr, die von den ganz ursprünglichen Bewohnern eines Landes (Pflanzen/Tiere) ausgeht, wird von den meisten westlichen Touristen anscheinden immer noch als wesentlich größer angesehen, als die, die von den Menschen ausgeht (Hygiene/Überfall/Strassenverkehr).

Viele Grüsse, Phil

Reisetipps

Von Phnom Penh nach Siem Reap - Es gibt Busse über schlechte Straßen. Sie sind angeblich schneller und billiger als das Boot. Ich würde trotzdem immer wieder das Boot nehmen. Die Landschaft ist einfach atemberaubend. Für die letzten Stunden über den See, ohne Land in Sicht, sollte man aber eine gutes Buch bei der Hand haben. Unbedingt sollte außerdem am Mann/Frau sein: Sonnencreme höchsten Lichtschutzfaktors, Regenschutz und ein warmer Pulli, für Aufenthalte unter Deck. Die Klimaanlage sorgt hier für Frostbeulen.