9. - 11. März 2006
Daheim stehe ich ja freiwillig nicht vor 11 Uhr auf, aber während meinen Reisen habe ich komischerweise nie Probleme, zu Zeiten aufzustehen, zu denen anständige Leute erst nach Hause kommen. Auch die Asiaten scheinen Frühaufsteher zu sein, als ich gegen 5:15 Uhr das Hotel verließ, wartete der Fahrer schon. Er wollte mich gleich zum Haupttempel Angkor Wat fahren (man bezeichnet zwar auch das gesamte Gelände als Angkor Wat
, aber eigentlich ist das nur der wichtigste Tempel). Ich hatte aber andere Pläne, denn irgendwo habe ich gelesen, das man Angkor Wat zum ersten mal am frühen Nachmittag besuchen soll, da sei der Eindruck am imposantesten. Ich wollte zu einem künstlichen See, dem Srah Srang, an dem der Sonnenaufgang auch ganz nett sein sollte und vermutlich auch weniger Touris sind – ich hatte ja noch zwei Sonnenaufgänge!
Ok, es waren tatsächlich nur ca. 10 Touris dort. Leider hatten so auch die Kinder, die versuchen, Schals, Flöten, Cola, Bücher und weiteren Kram, für den man um 6 Uhr früh nicht unbedingt Bedarf hat, zu verkaufen, viel viel Zeit, sich jedem einzelnen zu widmen. Sehr nervig, wenn man eigentlich in Ruhe dasitzen mag und den Ort genießen will. Der kleine Junge, der sich neben mich gesetzt hatte, zog immer andere Dinge aus seiner Tasche, die er mir für Only wan Dallar, sör!
andrehen wollte. Keine Chance, ihm zu entkommen.
Etwas genervt verließ ich nach Sonnenaufgang den Ort (es war sehr dunstig und deshalb nicht wirklich spektakulär) in Richtung des ersten Tempels gleich gegenüber. Ein kleinerer Tempel (250 x 250 m) mit Namen Banteay Kdei. Dafür war ich hier ganz allein und es kam zu ersten mal so ein bißchen Indiana Jones
-Feeling auf.
Weiter gings zu Ta Prohm, den zweitberühmtesten Tempel der Anlage. Nach seiner Wiederentdeckung hat man beschlossen, diesen Tempel weitgehend in dem vorgefundenen Zustand zu lassen. Die die Ruinen überwuchernden Bäume wurden nicht entfernt, dadurch bleibt der Tempel gewissermaßen im Dschungel versteckt
, was durch die Geräuschkulisse der schreienden Vögel und Affen noch verstärkt wird. Außerdem sind die Wurzeln der Würgefeigen und Silk-Cotton-Bäume, die auf dem Ruinen wachsen, ein imposanter Anblick. In der ersten Stunde war es noch sehr ruhig, nur vereinzelte Touristen, aber ab 9 Uhr begann die Invasion der Japaner/Koreaner/Chinesen. In Gruppen von mindestens 30 Leuten rasen sie durch die Tempel und um in der Hektik noch etwas erzählen zu können, benutzt der Reiseleiter ein Megafon. Vielleicht mag das bei anderen Attraktionen kein Problem sein, aber in einem Tempel (in dem im übrigen noch Buddha-Statuen stehen und man überall meditiertende Mönche sieht) ist das mehr als unverschämt. Richtig zugehört wird sowieso erst, wenn die magischen Worte good photo opportunity
fallen. Ich kann nur jedem empfehlen, Angkor bald zu besuchen, nicht mehr lange und dann wird es in den Tempeln zugehen wie zum Glockenspiel am Marienplatz...
Nächste Station: Angkor Thom mit seinem Haupttempel Bayon. Auch ein bizarrer Ort, denn an allen vier Seiten seiner zahlreichen Türme schauen Gesichter auf den Besucher herab. Sicher etwas gruselig, so einen Ort im Dschungel zu entdecken. Bei genauerem Hinsehen erkennt man aber, dass diese Gesichter nicht feindselig schauen, sondern sehr zufrieden und glücklich zu lächeln scheinen.
...to be continued...