Bettelei

Hinweis: Der folgende Artikel gibt lediglich meine persönliche Meinung wieder!

Wenn es um bettelnde oder arbeitende Kinder geht, dann ist die Meinung zum letzteren Punkt bei praktisch allen Reisenden gleich: Kinderarbeit darf keinesfalls unterstützt werden. Da wird man dann oft sehr verachtend angeschaut, wenn man von dem Mädchen an der kambodschanischen Fähre selbstgemachte Erdnussriegel kauft. Dabei ist Kinderarbeit in Afrika, Asien und Südamerika bittere Realität. Leider, aber es ist eben Realität und es hilft nichts, die Augen davor zu verschließen oder die Sache zu ignorieren. Kinder müssen im Haushalt, in der Landwirtschaft, in Minen und auch in der Tourismus-Branche mitarbeiten. Keine Mutter und kein Vater würde ohne Not seine Kinder zur Arbeit schicken. Aber wenn sie Arbeiten müssen, dann ist es mir lieber, sie verkaufen Souveniers, als dass sie in irgendwelchen Minen arbeiten müssen.

Seltsamerweise wird es von kaum jemandem wahrgenommen, dass Betteln vielleicht die schlimmst aller Arbeiten ist, die man Kindern aufbürden kann – zumindest, wenn man die Konsequenzen für ihr späteres Leben und die gesamte Gesellschaft berücksichtigt. Dem bettelnden Kind auf dem Parkplatz in Afrika gibt man gerne einen Dollar. Das ist keine Ausgabe die ein Loch in die Urlaubskasse reißt und zu schön anzusehen sind die leuchtenden Kinderaugen anschließend. Nur bedenkt kaum einer, dass ein Dollar in diesen Ländern der Lohn für zwei oder drei Stunden harte Arbeit ist. Wenn also der Vater am Ende des Tages mit 3 oder 4 Dollar nach Hause kommt, für die er 10 Stunden lang hart geschuftet hat, der Sohnemann aber 10 Dollar durch Bettelei erwirtschaftet hat, sollte sich eigentlich jeder die Konsequenzen ausrechnen können: Der Vater bleibt lieber zu Hause oder verbringt den Tag biertrinkend im Shebeen und die Kinder gehen statt in die Schule Touristen anbetteln.
Ähnliches gilt allgemein für Bettler, die gelernt haben, dass man mit den Almosen von Touristen wesentlich besser lebt, als mit harter Arbeit. Wobei natürlich nichts dagegen spricht, dem Landminen-Opfer in Phnom Penh ein paar Riel zuzustecken, aber eben in vernünftiger Dosis, das heißt nicht gleich mit einem Betrag, der einem kompletten Tagesverdienst entspricht.

Es gibt viele bessere Möglickeiten, die Menschen vor Ort zu unterstützen: Durch das Kaufen von selbstgebastelten Souveniers, möglichst solche, die aus Naturmaterialien oder Schrott hergestellt wurden, damit nicht der Verkäufer des Basismaterials den Hauptteil des Gewinnes macht. Oder eine kleine Spende für den Jungen, der an der Tankstelle die Windschutzscheibe putzt – auch wenn sie vielleicht garnicht dreckig war. Oder ein Trinkgeld für die Straßenmusikanten.

Anmerkung zu obigem Foto: Die Kinder haben sich zu uns gesellt, als wir Mittagspause auf einem Rastplatz im Caprivi-Strip machten. Sie waren völlig unaufdringlich. Irgendwann habe ich ihnen Kekse angeboten, die sie recht schüchtern annahmen. Ich habe natürlich gefragt, bevor ich das Foto gemacht habe.