14. Dezember 2010
Nachdem ich die Serpentinen der Bergstraßen auf dieser Insel bei Google Earth gesehen hatte war für mich klar, dass ich diese selber mit einem Mietwagen fahren muss. Inés sah das etwas anders, sie vertraute den Fahrkünsten der einheimischen Busfahrer mehr, als den meinen. Mit Sicherheit sind die Fahrer deutlich erfahrener als ich, aber ich fahre langsam und vorsichtig, was man nicht von jedem Spanier behaupten kann. So machten wir an diesem Tag getrennte Ausflüge, Inés mit AIDA Wandern zwischen den Vulkanen
(LAP08) und ich fuhr auf eigene Faust mit dem Mietwagen. Dies hatte auch den Vorteil, dass jeder von uns einen völlig anderen Teil der Insel sah – Inés den kargen Süden mit seinen noch aktiven Vulkanen und ich den grünen Norden mit der Caldera de Taburiente.
Gleich nach dem Anlegen ging ich von Bord. Die Autovermietung hatte ein Büro direkt im Hafenterminal, der Papierkram dauerte keine 10 Minuten und nach weiteren 10 Minuten Suche auf dem Parkplatz war ich stolzer Besitzer eines silbernen Opel Astra. Er war sehr angenehm zu fahren und so stand ich nach 15 Minuten Fahrt, etlichen Serpentinen und 400 Höhenmetern weiter auf dem Mirador de La Concepción. Von hier aus hatte man einen tollen Blick auf den Hafen und auf die AIDA. Allerdings nur, wenn sie an dem Teil des Kais liegt, der sich weiter im Hafen, direkt vor den Terminalgebäuden befindet. Heute lagen wir so, dass ein Fels die Sicht versperrte und man ein paar Minuten laufen musste, um einen Blick zu erhaschen. Als ich zurück zum Parkplatz kam, standen hier ein Reisebus und einige Taxis. Der Bus war gerade wieder am Fahren, ob er von AIDA war konnte ich nicht mehr erkennen. Auf jeden Fall hatten sie wohl keine Zeit, bis zum eigentlichen Aussichtspunkt zu laufen.
Aber auch meine Zeit war nicht unbegrenzt, denn ich wollte zu einem Punkt im Nationalpark in der Mitte der Insel, der sich La Cumbrecita nennt. Um die Straße dort hinauffahren zu dürfen, benötigte man ein Permit, da der Parkplatz am Ende der Straße recht klein ist und deshalb die Zahl der Autos beschränkt werden muss. Man bekam es kostenlos im Informationszentrum des Nationalparks. Spätestens ab 11 Uhr ist aber die Kapazitätsgrenze erreicht und man muss bis gegen 14 Uhr warten, wenn die ersten Besucher zurückkommen. Ich hatte keine Probleme, noch ein Permit zu bekommen, wenn man davon absieht, dass das Büro von einer Gruppe belagert wurde, die irgendetwas auf Spanisch mit dem dortigen Mitarbeiter diskutierten. Auf dem Tresen lag ein dickes Buch, in das ich einfach mal meinen Namen, Autokennzeichen, Datum etc. eintrug, so wie ich das von afrikanischen Nationalparks her kenne. Kommentarlos reichte mir der Angestellte ein Zettel mit einer Nummer, während er sich weiter mit der anderen Gruppe unterhielt – dankeschön, auf Wiedersehen. 2 km weiter wurde es kontrolliert und ich durfte mich eine schöne Bergstraße hochschlängeln.
Der Parkplatz war tatsächlich sehr klein, vielleicht 40 bis 50 PKW und zwei oder drei Reisebusse hatten Platz. Er war auch schon recht voll, ich hätte nicht viel später kommen dürfen. Ich lief einen kleinen Rundwanderweg, der etwa 2,5 km lang ist. Die meisten geführten Touren hierher, auch die von AIDA, gehen nur einen Teil davon in westliche Richtung bis zum Mirador de Las Chozas. Dieser ist zugegebenermaßen der schönste Aussichtspunkt, aber wenn man den Rundweg vom Parkplatz aus im Osten beginnt – ich tat das aus purer Unwissenheit – dann steigert sich die Schönheit der Landschaft mit jedem Meter, den man geht. Der weite Blick in die von Kiefern bewachsene Caldera ist einfach grandios. Ich habe viele schöne Landschaften gesehen auf meinen Reisen – selten war ich so überwältigt und gerührt wie hier. Fotos können dies leider nur sehr begrenzt wiedergeben.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz begegnete ich der AIDA-Ausflugsgruppe. Ich war sehr froh, dass ich hier selbst hingefahren bin. Denn bei diesem Trubel hätte ich die Landschaft sicher nicht so intensiv genießen können. Highlight der Begegnung war, dass ich Teile des Streitgespräches eines Pärchens mithören musste, in dem er ihr vorwarf, sie würde die Erosion der Insel beschleunigen, weil sie ein Steinchen aus der Wand neben dem Weg gebrochen hatte. Der Fels ist teilweise intensiv rot gefärbt und ich konnte ihr Interesse sehr gut verstehen. Trotzdem kann ich denjenigen, die sich keinen Mietwagen nehmen wollen, einen Auflug mit AIDA (LAP01 Nationalpark Caldera de Taburiente
) empfehlen.
Mein nächstes Ziel war Tazacorte auf der Westseite der Insel. Wenn ich zum Besucherzentrum des Nationalparks zurückgefahren wäre, hätte ich dieses über eine gute Straße (LP-3) schnell erreicht. Mein Navi hatte wohl nicht ganz so gute Karten und empfahl eine Route über die Dörfer, die ich aus Neugier auch nahm. Die Strecke war sehr schön und sicher interessanter, als die Hauptstraße. Irgenwann war ich mir aber nicht mehr sicher, ob ich noch auf die Hauptstraße zurückfinden würde. Bei El Paso
schaffte ich das problemlos.
In Puerto de Tazarcote – das gibt es auf den Kanaren oft: Einen Ort etwas im Landesinneren und einen kleinen Puerto
an der Küste – aß ich zu Mittag. Der schwarze Sandstrand wirkte allerdings recht öde, gelb oder weiß ist mir dann doch lieber.
Jetzt musste ich mich entscheiden: Von hier aus hätte ich entweder in den Süden zu dem noch recht aktiven Vulkan Teneguía fahren können oder in den Norden, auf den höchsten Punkt der Insel. Ich entschied mich für letztere Option, denn Vulkanlandschaften würde ich auf Lanzarote sicher zur genüge betrachten können.
Erstes Ziel auf dem Weg nach Norden war der Mirador El Time. Man kann hier in die Schlucht hineinschauen, die die Caldera entwässert. Ihr spanischer Name Barranco de las Angustias bedeutet Schlucht der Ängste
. Durch die die Bananenplantagen schützenden Plastikplanen war sie aber eher zu einer unschönen Schlucht
verkommen und am Aussichtspunkt selber befand sich ein sehr hässliches Restaurant. Kurz vorher hielt ich an der sehr süße Kirche Nuestra Senora de las Angustias
. Der Stop hier hatte sich sehr viel mehr gelohnt.
Die Straße schlängelte sich zunächste gemütlich, dann immer steiler auf den nördlichen Rand der Caldera hinauf. Leitplanken gab es nicht und in den Haarnadelkurven bleibt oft nichts anderes übrig, als die Gegenfahrbahn zu schneiden. Keinesfalls sollte man diese Strecke unter Zeitdruck fahren! (Die Straße wieder hinunter nach Santa Cruz ist zwar breiter, aber auch nicht zu unterschätzen.)
An der Küste hatte es noch 24 °C gehabt und wenn das Wasser nicht so kalt gewesen wäre, wäre ich baden gegangen. Jetzt auf 2400 m betrug die Temperatur nur noch 5 °C, letzte Woche hatte es geschneit und am Straßenrand sah ich auch tatsächlich noch Reste von Schnee. Ich war sehr froh, Pulli und Jacke mitgenommen zu haben, denn es blies ein eisiger Wind. Dafür schien die Sonne, denn ich war über den Wolken, die sich an der Ostseite der Insel stauten.
Vom Parkplatz aus sind es nur ein paar Meter bis zum Roque de los Muchachos, was auf deutsch etwa Felsen der Jünglinge
bedeutet. Mit 2426 m ist dies die höchste Erhebung der Insel.
Ich lief weiter zum Aussichtspunkt Espigón del Roque, der sich etwa 500 m weiter befindet und einen tiefen Blick in die Caldera erlaubt.
Ein fast schon zahmer Kolkrabe ließ sich hier bereitwillig fotografieren. Er hoffte offensichtlich auf eine kleine Ergänzung seines Speiseplans durch die Touristen, aber weder ich noch die zwei weiteren Anwesenden hatten etwas passendes dabei. Auch hier gilt der frühe Vogel fängt den Wurm
, beziehungsweise wenn die Touristenmassen am späten Vormittag weg sind hat man als Rabe leider Pech gehabt...
Inzwischen war es 16:30 Uhr und ich hatte etwas Bedenken, ob ich es bis 18 Uhr nach Santa Cruz zurückschaffen würde, um den Mietwagen rechtzeitig abzugeben. Außerdem hatte ich Inés versprochen, bis dahin zurück zu sein, um noch genügend Sicherheitsreserven bis zum alle Mann an Bord
um 19:30 Uhr zu haben.
Kurz unterhalb des Parkplatzes sammelte ich einen Anhalter auf. Er hatte eine Wanderung durch den Krater gemacht, sich verlaufen und war dadurch viel zu spät am Gipfel angekommen. Ein seltsamer Kerl. Seine Beine waren komplett zerkrazt, weil er einige Kilometer querfeldein durchs Unterholz gelaufen ist. Die angebotene Wunddesinfektion aus meinem Erste-Hilfe-Set lehnte er ab. Auf die Frage, was er denn gemacht hätte, wenn ich nicht noch vorbeigekommen wäre antwortete er ganz locker, dass er dann gelaufen wäre und eben irgendwann nachts in Santa Cruz angekommen wäre. 2400 Höhenmeter, nachts, in kurzen Hosen. Aha.
Wir erreichten den Hafen mit einer halben Stunde Verspätung. Dazu beigetragen hat nicht nur die kurvenreiche Bergstraße und viele Fotostopps, sondern vor allem auch ein sehr verwirrender Kreisverkehr am Hafen. Erstmal bog ich versehentlich in den Frachthafen ein, fuhr dann noch zweimal um besagten Kreisverkehr, um mich zu orientieren, erreichte aber schließlich den Parkplatz am Kai rechtzeitig und wohlbehalten. Das Büro der Mietwagenfirma war bereits geschlossen, aber im Fenster war ein Loch, durch dass man den Schlüssel werfen sollte. Die haben ein Vertrauen...
Reisetipps
La Palma - Ausflugstipps bei den AIDAfans.
Karte - der Autovermietung CICAR. Achtung, die Straßennummern haben sich vor einiger Zeit geändert. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Karte das schon berücksichtigt.
CICAR - Vermietet Autos auf allen Kanareninseln. Büros bzw. Abholung direkt am Hafen. Ein Kleinwagen (z.B. VW Polo) kostet etwa 40 € pro Tag, inklusive Vollkasko ohne Selbstbeteiligung. Sehr unkomplizierte Abwicklung und fast nur positive Erfahrungsberichte im Internet.
Bei der Reservierung werden keine Kreditkartendaten abgefragt und es ist keine Anzahlung notwenig. Vor Ort kann man auch in Bar bezahlen. Kann das Schiff den Hafen nicht oder erst später anlaufen, so wird das Auto automatisch storniert oder an dem anderen Tag bereitgestellt.
Wichtig: Die Autos werden nicht vollgetankt übergeben, sondern manchmal mit fast leerem Tank. So wird ein kleiner Zusatzverdienst generiert: Wird das Auto mit leererem Tank zurückgegeben, als bei der Übernahme, so ist die Differenz zu bezahlen. Allerdings zu ortsüblichen Benzinpreisen und nicht überteuert, wie bei anderen Autovermietungen. Übergibt man das Auto dagegen mit einem volleren Tank, so wird einem nichts erstattet.
Über Weihnachten und Neujahr (evtl. auch Ostern) sind viele Büros geschlossen, zu völlig unterschiedlichen und teilweise vogelwilden Zeiten. Hier gibt es eine Übersicht der Lage und Öffnungszeiten der CICAR-Büros.
Tanken - die Tankstellen sind meistens mit Service
, d.h. ein Angestellter betankt das Auto. Ihm muss man sagen, dass man nur für 15 oder 20 Euro tanken möchte, denn mehr wird man kaum verfahren (Normalbenzin kostet ca. 0,80 € pro Liter) und zuviel Getanktes wird nicht erstattet.
Auf La Palma habe ich den Tank, der anfangs noch zu ¾ voll war, auf unter die Hälfte leer gefahren. Nachgetankt habe ich aus Faulheit nicht. Da von der Autovermietung lediglich knapp 20 € Pfand für das Benzin verlangt wurden, wird das finanziell sicher kein größerer Verlust. Interessanterweise wurde das bis heute aber nicht verrechnet. Auf Gran Canaria und Teneriffa haben wir getankt, da der Tank nichtmal mehr zu ¼ voll war und wir nicht riskieren wollten, irgendwo in den Bergen mit leerem Tank liegenzubleiben.