In Phnom Penh

07. März 2006

Hinweis: Den folgenden Bericht habe ich ursprünglich als Email verfasst!

Hallo,

Ist jetzt zwar schon einige Zeit her, dass ich in Phnom Penh war, aber vorgestern in Siem Reap haben sie mir nach 45 Minuten Email schreiben die Internetverbindung gekappt und beim nervösen rumfummeln an meinem Computer hat der Typ des Internet-Cafes dann auch noch das Browserfenster zugemacht, da war die Mail erstmal futsch. Jetzt also nochmal, von Bangkok aus, mit guten Internet, deshalb viele viele Fotos!

Nach ausgiebigem Frühstück machte ich mich auf die Suche nach einem Ersatz für die zweite Speicherkarte meiner Digicam, diese hatte ich ja in Koh Kong nicht ganz freiwillig dem Besitzer eines Guesthouses gespendet, gewissermaßen als Ausgleich dafür, dass ich bei ihm für die – zugegebenermaßen lächerliche – Summe von 3 € übernachten durfte. Keine sooo einfache Sache in Phnom Penh, aber schließlich habe ich dann doch eine gefunden (nicht ganz billig, 40 US$ fuer 512 MB, aber naja...).

In Phnom Penh findet man sich eigentlich ganz gut zurecht, die Straßen sind mehr oder weniger rasterförmig angeordnet und meinen Kompass habe ich inzwischen lieben gelernt. Allerdings ist der Straßenverkehr nicht ganz ohne. Zwar gibt es kaum Autos, dafür jede Menge Mofas. Mit denen wird in Kambodscha eigentlich alles transportiert. Mal abgesehen davon, dass eine ganze Familie auf ein Mofa geht (siehe Foto) teilen sich auch ohne weiteres 3 Jugendliche so ein Gefährt. Bis zu fünf (!) Jugendliche habe ich schon gesehen. Zum Thema, was man so alles auf ein Mofa bringt folgen später noch ein paar nette Fotos (Kompressor, LKW-Achse, 3 Schweine, 30-50 Hühner, ein weiteres Mofa, ...). Die Straßenmarkierungen hat man sich praktisch komplett gespart. Sinnvoll, denn die hat schon in Bangkok niemand ernsthaft beachtet. Außerdem sind viele Nebenstraßen nicht geteert. Vorfahrtsschilder gibt es keine, wohl auch keine Regel wie "rechts vor links" oder so. Autos fahren ohne weiteres in die Kreuzung ein, die Mofas des Querverkehrs bremsen aus reinem Überlebenswillen. Mofas biegen einfach rechts ab, der nachfolgende Verkehr wird schon ausweichen. Linksabbiegen bzw. geradeaus fahren ist schon schwieriger, wenn man aus einer Nebenstraße kommt. Es sammeln sich dann einige Mofas, bis sich einer traut, loszufahren, die anderen folgen und durch die Menge der Mofas bremst der Querverkehr freiwillig... Netterweise lag mein Hotel direkt an einer Straßenkreuzung, deshalb konnte ich das so schön beobachten.

Touristisch gibt Phnom Penh nicht viel her, es gibt einen Tempel/Palast-Komplex wie in Bangkok, ein Nationalmuseum und den eigentlichen Phnom Penh (Phnom bedeutet Hügel). Am Palast war ich während der Mittagspause von 11-14 Uhr, leider geschlossen. Also bin ich erstmal zum Phnom Penh marschiert, auf dem ein sehr unspektakulärer Tempel eines Klosters steht, das angeblich die Großmutter Penh gegründet hat, nachdem sie vor etlichen 100 Jahren an dieser Stelle eine Buddastatue in den Fluten des Mekong gefunden haben soll. Oben auf dem Hügel kam gleich ein geringfügig korrupter Typ in Uniform und meinte, dass es mich Wan Dalla (=einen Dollar) kosten würde, hier oben umherzuspazieren. Kostet es nicht, aber es war sowieso nicht interessant, insofern bin ich ohne Diskussion wieder gegangen.

Am Fuße des Hügels und in den Straßen darum­herum sind leider die Wunden, die Kambodschas Vergangenheit hinterlassen hat, noch deutlich zu sehen. Viele viele Straßenkinder (der Junge ganz links auf den Foto war kurz zuvor noch mit dem Sammeln von Plastikflaschen beschäftigt) und etliche bettelnde Opfer von Landminen. Letztere scheinen aber zumindest hier schon sehr touristenverdorben zu sein, sie bitten meistens um einen Dollar. Bei einem durch­schnittlichen Monats­einkommen eines Kambodschaners von nichtmal 50 Dollar ein stolzer Betrag. Nachdem ich einem einen 500 Riel-Schein gegeben hatte (12,5 Cent) sagte er etwas, was ich zwar nicht verstand, aber nicht nett klang...

Auf dem Rückweg habe ich mir den Psah Chas, was wohl alter Markt heißt, angeschaut. Neben dem üblichen Touri-Kram bin ich zielsicher im Fleischmarkt gelandet, womit sich das Thema Nahrungsaufnahme bis zum Abend auch wieder erledigt hatte. Bilder erspare ich euch. Diesmal habe ich mich aber getraut zu fotografieren, sollte jemand gerade eine Diät planen oder Vegetarierer werden wollen schicke ich sie gerne zu...

Die schöne Seite von Phnom Penh ist der Palast. Es sind zwar stolze 5 Dollar Eintritt (3 Dollar pro Person und 2 Dollar pro Fotoapparat) fällig, dafür ist das Areal nicht völlig überlaufen, wie in Bangkok. Auch hier verderben zwar ab und zu umherplärrende Japaner die Atmosphäre, aber es hält sich in Grenzen. Allerdings mögen die Khmer wohl nicht, dass jemand ihre Kulturgüter auch nur als Photo exportiert. Das Photo vom Thronsaal (aufgenommen von außen, siehe unten) schicke ich euch nicht, weil es so toll ist, sondern nur, weil es verboten war, den zu fotografieren. Aha, deshalb stand also am Eingang 2$ for to carry a camera, dass man sie auch benutzen darf stand da ja nicht... Beim Betreten der Pagode des Smaragd-Buddas wird einem die Kamera sogar abgenommen. Vielleicht haben sie Angst, dass jemand Beweise sichert, dass der Budda garnicht aus Smaragd besteht, sondern wie die westliche Welt annimmt, aus Jade.
Wirklich nett war dann, dass ich ins Gespräch mit zwei jungen Mönchen gekommen bin, die dort herumsaßen. Ich wollte eigentlich nur wissen, warum sie dunklere Tücher tragen als die meisten anderen. Wenn ich's richtig verstanden habe, dann hat das etwas mit dem Bildungsstand zu tun – sie sind Studenten. Sie nutzen den Aufenthalt im Kloster, den jeder Buddhist einmal in seinem Leben zumindest mal für einige Monate genießen muß, für ihr Studium.

Kurz vor dem Ausgang des Geländes stand ein großer Fernseher, auf dem eine Dokumentation über die Geschichte Kambodschas gezeigt wurde. Man erfuhr, dass sich der Reichtum des Khmer-Reiches nicht auf Handel gründete, wie bei den meisten anderen Hochkulturen, sondern auf die außerordentliche Fruchtbarkeit des Landes und des günstigen Klimas, das drei Ernten im Jahr er­möglichte. Die Roten Khmer hatten diese Erkenntnis leider gründlich missverstanden, als sie versuchten, an die vergangenen Erfolge anzuknüpfen. Sie trieben die Bevölkerung aus den Städten und zwangen sie, in der Landwirtschaft zu arbeiten, die ihrer Meinung die einzig mögliche Quelle des Reichtums Kambodschas ist. Aber eigentlich wollte ich das garnicht erzählen, auch zum damaligen Zeitpunkt wollte ich mir die gesamte Dokumentation nicht anschauen. Deshalb fragte ich einen der Aufseher, ob ich denn eine DVD erwerben könnte. Er meinte, das sei kein Problem, er würde mir eine DVD verkaufen, ich müsse nur kurz warten, in 10 Minuten habe er Feierabend. Ich machte mir keine Gedanken und vertrieb mir die Zeit. Der Aufseher kam zu mir, und wir gingen auf die Straße. Ich erwartete, dass er mir jetzt eine DVD verkaufen würde, stattdessen winkte er ein Tuk-Tuk herbei, verstaute sein Fahrrad dort, wo die Beine des viel zu großen westlichen Touris eigentlich sowieso schon keinen Platz haben, entschuldigte sich vielmals für die Unbequemlichkeiten und dann fuhren wir einige Straßen weiter. Wir bogen in einen Hinterhof und wurden von seiner Familie begrüßt, die vor dem Haus saß. Er führte mich in die Wohnung und ich staunte nicht schlecht, denn das Haus sah von außen nicht gerade schön aus. Innen war es aber weiß gefließt und absolut sauber. Im Wohnzimmer stand ein Sofa vor einem riesigen Fernseher und einer zumindest vom Äußeren her eindrucksvollen Soundanlage. Im krassen Kontrast dazu stand, dass mehrere Matrazen auf dem Boden lagen und ich schätze, dass in dieser 50qm-Wohnung bestimmt 10 Personen wohnten. Aber die Prioritäten scheinen bei dem Menschen hier wohl anders zu liegen, als bei einem Mitteleuropäer, der schon 30 Quadratmeter für sich alleine beansprucht.

Mein Gastgeber führte mir noch diverse Filme mit traditionellen kambodschanischen Tänzen vor, von denen ich DVDs erwerben könnte. Ich war aber nur an der Dokumentation interessiert und so wechselte nach einiger Zeit eine dezentrale Sicherheitskopie für den Preis von 5 US $ den Besitzer. Ein Tuk-Tuk wurde gerufen, das mich anstandslos ins Hotel zurück brachte.


Abendessen war ich dann im FCC (Foreign Corresponders Club oder so), dass klingt wahnsinnig wichtig, ist aber nur ein besseres Lokal und ich brauchte zwar kein Schnitzel, aber dennoch ein nach westlichen Standards zubereitetes Gericht. Ich bestellte Fish Amok, ich hielt das zunächst für eine lustig gemeinte Namenskreation eines exzentrischen Kochs, es ist aber tatsächlich eine Khmer-Spezialität, die es auch anderswo unter dem gleichen Namen gibt. Hat sich eigentlich jemand in letzter Zeit über den Euro geärgert? So eine gemeinsame Währung hat was... Ich hatte an diesem Abend eine Rechnung von 11,20 Dollar. Ein extremer Betrag, für dieses Land. Ich hatte auch nicht mehr genug Dollar (die inoffizielle Währung von Kambodscha). Deshalb bezahlte ich mit einem 1000 Baht-Schein (Baht ist die thailändische Währung mit der man aber auch fast überall in Kambodscha bezahlen kann). Herausbekommen habe ich 10 Dollar und 2500 Riel (die offizielle Währung von Kambodscha). Kambodschanische Bedienungen müssen große mathematische Fähigkeiten haben. Und ein deutscher Tourist verließ sich an diesem Abend mal darauf, dass er nicht beschissen wurde...

Heim ging es dann über die beleuchtete Uferpromenade. Das Hotel liegt gottseidank nur zwei Querstraßen entfernt, deshalb habe ich mich getraut das zu Fuß zurückzulegen. Normalerweise ist es als Touri nicht geschickt, nach Einbruch der Dunkelheit durch die Straßen von Phnom Penh zu wandern. Schon alleine deshalb nicht, weil es eine Straßenbeleuchtung nur auf den Hauptstraßen gibt, was aber nicht heißt, dass alle Fahrzeuge mit Licht herumfahren.

Nun denn, am nächsten Tag ging es nach Siem Reap, aber dazu das nächste mal. Ich fahre jetzt weiter nach Chiang Mai (bin gerade in Bangkok). Wünscht mir eine gute Nacht, ich habe nur noch ein Schlafwagenabteil der 2. Klasse bekommen, mal sehen wie das wird...

Liebe Grüße, Honey

Reisetipps

Dara Reang Sey Hotel - brauchbares, sauberes Hotel (mehr kann man in Phnom Penh auch nicht erwarten). Zwei Straßen von der Riverfront (am Mekong) entfernt und auch die meisten anderen für Touristen interessanten Orte erreicht man zu Fuß.